1287. o. T.

Die steinerne Brücke über den Mühlgraben zu Glatz wird erbaut.

Zimmermann, Beitr. zur Beschr. Schlesiens IX. 109, unter Berufung auf eine steinerne Inschrift an der Brücke, welche aber von Andern (z. B. Kögler, Chronikon von Glatz 362) auf 1281 gedeutet wird. Die Inschrift scheint nicht mehr vorhanden und würde auch kaum etwas beweisen können, da sie, wie man aus der Anführung bei Kögler 363 deutlich ersehen kann, erst nach dem Jahre 1701 angebracht worden ist. Die Sage, dass man in allen Dörfern der Umgegend die Lieferung von Eiern ausgeschrieben, und Massen von Eiweiss dem Kalke beigemischt habe, knüpft sich an diesen Brückenbau. Nach einer freundlichen Mittheilung des Glatzer Geschichtsforschers, Herrn Hauptmann v. Wiese, hat der von Kögler a. a. O. bekämpfte Kahlo (Denkwürdigkeiten der Grafschaft Glatz S. 113) vollkommen Recht, den Bau der Brücke vielmehr in das J. 1390 zu setzen, wie das älteste Stadtbuch von Glatz dies bestimmt anführt. Damit fällt aber überhaupt die ganze obige Nachricht, denn wenn gleich an dieser Stelle auch bereits vor 1390 eine Brücke vorhanden war (eine solche wird, wie mich Herr v. Wiese belehrt, bereits 1346 im Stadtbuche erwähnt), so fragt es sich doch, ob dies auch nur eine steinerne Brücke gewesen ist, da die Notiz vom Stadtbuch hervorhebt, dass 1390 dy neve steinynne brukke angehaben ist, und jedenfalls ist die Brücke, welche unsere obige Notiz meint, die jetzige wegen ihrer dauerhaften Construktion, welche ja auch die Eiersage verherrlicht, besonders merkwürdige Brücke, und diese eben ist weder 1281 noch 1287, sondern 1390 erbaut worden.


Codex Diplomaticus Silesiae, Bd. 7, 1886; Regesten zur schlesischen Geschichte, Th. 3: Bis zum Jahre 1300. Herausgegeben von Colmar Grünhagen.